Armin Schusser, Web-Master Naturfoto-Team Limes
Manfred Vogt, Vorsitzender Naturfoto-Team Limes

Armin: Wie bist Du zur Naturfotografie gekommen?

Manfred: Bereits als Jugendlicher mit 14 Jahren habe ich Natur fotografiert. Damals (1965) lieh mir mein Vater seine Pentacon Rollfilm- Kamera mit 35 mm Objektiv. Bei unseren Urlaubsreisen in Österreich fotografierte ich in erster Linie Landschaften und Wildtiere in Tierparks. Hier handelte ich mir ständig Schelte meiner Eltern ein, da auf den entwickelten Schwarzweiß-Bildern zumeist kein Familienmitglied abgebildet war.
Den Versuch Wildtiere und Vögel mit dem 35er Objektiv einzufangen gab ich bald auf, da nur „Suchbilder“ produziert wurden.
Schon als 10-jähriger war ich im Naturschutz (Nabu) in meiner Heimatgemeinde Rommelhausen aktiv. Hier entstand mit der Zeit der Wunsch die Erlebnisse in der Natur den Bürgern von Rommelhausen bei Versammlungen mitzuteilen, zuerst mit Aufsätzen, später mit Bildern.
Eine eigene Fotoausrüstung leistete ich mir erst nach Beendigung von Ausbildung und Studium nach der Familiengründung. Nach der Geburt meiner ersten Tochter 1978 kaufte ich mir eine Praktica Super TL mit 50mm Normalobjektiv, später eine Praktica LTL 3 mit Belichtungsmessung durch das Objektiv um den kleinen Schatz besser fotografieren zu können. Als 1979 ein 8/500 Beroflex Teleobjektiv dazu kam, startete meine Karriere als Naturfotograf. Insbesondere konnte ich nun Vögel fotografieren, eine Leidenschaft, die mich bis heute nicht losgelassen hat. Erstes Motiv war der Weißstorch in Lindheim, der 1979 als letzter für einige Jahre im Wetteraukreis drei Jungvögel ausbrütete. Heute brüten wieder über 25 Brutpaare im Wetteraukreis.
1980 begannen unsere gemeinsamen Fotoreisen an den Neusiedler See mit Heinz Bayer, Erwin Tack und unserem Bürgermeister Adolf Ludwig. Die Fotoausrüstung musste ständig verbessert werden um den gesteigerten Ansprüchen gerecht zu werden. Das Novoflex – Schnellschussobjektiv mit 400er und 600er Linse war nun die erste Wahl, der viele Kollegen folgten. Dieses Objektiv machte nun auch Flugaufnahmen und Aktion-Fotos möglich. Kameraseitig folgten die ersten Gehäuse mit automatischer Belichtungssteuerung. Nach Minolta XG1 und X700 folgten mehrere Olympus OM 2n und später Nikon F801s – Kameragehäuse. Zuletzt wurde das Schnellschuss-Objektiv noch mit einer 6,8/560-Leica-Linse aufgewertet.
Auf das Canon-System bin ich – zunächst analog – 2001 umgestiegen. Ein Entschluss, den ich bis heute nicht bereut habe.

Armin: Wann war Dein Umstieg auf die digitale Fotografie?

Manfred: Das war 2006. Zunächst konnte ich mich von meinem geliebten Fuji Sensia 100 nicht trennen und nahm das analoge EOS 3 – und das digitale EOS 1DMk IIn – Gehäuse mit nach Texel auf die Fotopirsch. Dieser Zwiespalt dauerte nur 2 Tage. Danach habe ich nur noch digital fotografiert. Ich war restlos überzeugt von den Vorteilen der digitalen Fotografie.

Armin: Was gefällt Dir an der Natur-Fotografie am besten?

Manfred: Diese Frage ist schnell beantwortet: draußen sein, die wunderbaren Momente erleben, die uns die Natur ständig präsentiert. Neugierig sein auf neue, unbekannte Orte bei Reisen, die Erlebnisse in der Natur mit meinem Freund Heinz und vor allem mit meiner Frau Karin zu teilen, die als Malerin bei ihrer Motivauswahl in der Natur meine Empfindungen teilt. Die Aura einer Landschaft, eines Lebensraumes mit all seinen Bewohnern zu spüren und nach meinen Vorstellungen festzuhalten, bildet für mich den Reiz der Naturfotografie.
Mehr noch ist die Naturfotografie meine „Insel“ auf die ich nach stressgeplagtem Alltag tatsächlich oder nur virtuell in Gedanken flüchten kann um meine innere Ruhe und Inspiration zu finden. Die nächsten Projekte entstehen hier. Jeder Mensch sollte eine solche Insel haben, gleich welche. Wir Naturfotografen haben eine der interessantesten Inseln und so gehört der Erfahrungsaustausch, der „Glönschnack“ mit guten Kollegen zu dem schönen Teil dieser Insel.

Armin: Was sind Deine Hauptmotive?

Manfred: Vögel, Wildtiere und Landschaften. Landschaft allein ist mir zu leblos. Ich bevorzuge die belebte Landschaft. Laute Vogelrufe zur Erde und zu Himmel gehören dazu. Das Lied der Küstenregion inspiriert mich.Gleichwohl fotografiere ich alles in der Natur was mich berührt. Licht und Stimmungen spielen eine wichtige Rolle und leiten mich.

Armin: Was macht für Dich ein gutes Bild aus?

Manfred: Ein Bild ist für mich gut, wenn es mir gelingt meine Empfindungen des Augenblickes, mein Staunen über die wunderbaren Momente in der Natur in aussagekräftige Bilder umzusetzen. Dies funktioniert nur, wenn man sich selbst und seinem Stil treu bleibt. Wenn es anderen Menschen gefällt und emotional berührt, publiziert wird und bei Foto-Wettbewerben Erfolge erzielt, kann der eingeschlagene Weg nicht falsch sein.

Armin: Was hoffst Du mit Deinen Bildern zu bewirken?

Manfred: Mein Anliegen ist es unseren Mitbürgern die Schönheit der Natur vor Augen zu führen, Einblicke in die Faszination der Schöpfung zu geben um so zum Schutz der Natur beizutragen. Durch aussagekräftige Bilder möchte ich das Interesse für die Natur wecken und Verständnis für die notwendige Bewahrung unserer Lebensgrundlagen fördern. Naturfotografie ist für mich ein großer Beitrag zum Naturschutz

Armin: Welche fotografischen Ziele hast Du dir für die nächsten Jahre vorgenommen?

Manfred: Ich möchte die Frage zunächst geografisch beantworten: Nordeuropa. Ich habe erste Fotoreisen in Nordengland und Norwegen unternommen und bin von einem „go north“ – Virus angesteckt worden. Am meisten hat uns – Karin und mich – die Küste Nordenglands mit den großen Seevogelvorkommen auf den Farne Islands begeistert. Hier ist unser Wunsch entstanden die Küstenregionen von Schottland und Island als unsere nächsten Ziele anzupacken. Gespannt bin ich auch auf unsere Reise im Herbst nach Südafrika. Vielleicht befällt uns ja auch der Virus „go south“. Dann wäre das geografisch zumindest ausgeglichen.
Fotografisch möchte ich meine Schwerpunkte etwas verlagern. Als Ornithologe spielt die Vogelfotografie bei mir natürlich auch in Zukunft eine Hauptrolle. Vögel leben in unterschiedlichen Lebensräumen, sogenannte Habitate, die spezifisch und lebensnotwendig für bestimmt Arten sind. Dieses möchte ich in nächsten Projekten vermehrt darstellen und Vögel in ihren Lebensräumen abbilden – weg von der Format füllenden Bestimmungsfotografie – hin zur Darstellung der belebten Landschaft. Der Lebensraum ist es, der erhalten werden muss.

Armin: Wie ist Deine Erwartung an die Entwicklung der Naturfotografie in den nächsten 10-20 Jahren?

Manfred: Die Naturfotografie erlebt momentan einen riesigen „hype“ aufgrund der hervorragenden Möglichkeiten der digitalen Fotografie. Noch nie hatten – auch junge Kollegen – so gutes und teures Equipment wie heute. Mein großes Vorbild Fritz Pölking sagte einmal in Bezug auf diese Situation sinngemäß „ es ist eine Freude heute als Naturfotograf zu leben“. Meine Erwartung ist dass dies nicht nur eine Mode Erscheinung ist – heute Eifelturm, morgen Austernfischer – sondern dass sich diese große Bewegung zum Wohl und zur Bewahrung der Naturmotive in aller Zukunft auszeichnen wird.
Zur zukünftigen Entwicklung unseres notwendigen umfangreichen Foto Equipment habe ich nur einen Wunsch: kleiner und leichter.

Armin: Wann wurde denn nun das Naturfoto-Team Limes gegründet, was waren die Ziele?

Manfred: Die Gründung des Naturfoto-Teams kann auch auf das Jahr 1980 datiert werden. Ab diesem Jahr haben sich Naturfotografen einmal jährlich zum so genannten „Naturfoto-Stammtisch“ bei mir zu Hause im „Hobbykeller“ getroffen um über Fotoreisen zu berichten oder Bilder von Naturfoto-Projekten zu zeigen. Natürlich wurde kräftig „fachgesimpelt“ und neue Geräte vorgestellt. Auch unsere Frauen wurden an dem Termin mit einbezogen, die ein eigenes „Kaffeekränzchen“ bildeten. Jahr für Jahr kamen mehr Fotokollegen hinzu und es wurden zusätzlich Referenten eingeladen um auch andere Sichtweisen und Erfahrungen einzubeziehen. Nachdem immer mehr Fotokollegen sich für unseren „Naturfoto-Stammtisch“ interessierten suchten wir nach neuen Wegen. Wir das waren Heinz Bayer, Erwin Tack, Norbert Fucker und Manfred Petz, die zusammen mit mir nach größeren Versammlungsmöglichkeiten suchten. Die fanden wir in der Gemeinde Limeshain. So konnten wir den ersten Naturfoto-Treff bereits 2004 in der Limeshalle durchführen. Der Umstand, dass für Vereine in der Gemeinde Limeshain kostenfrei Räumlichkeiten für Versammlungen und Bildpräsentationen zur Verfügung gestellt wurden, war letztendlich der Grund für die Vereinsgründung 2005. So unspektakulär war das. Heute hat das Naturfoto-Team bereits 20 Mitglieder. Das Interesse an der Naturfotografie ist nach wie vor sehr groß und das Team wird sicherlich noch größer werden.
Das Ziel des Naturfoto-Teams ist „Zum Schutz der Natur beizutragen und die Allgemeinheit dazu anzuregen“. So ist es in der Satzung des Vereins reglementiert und alle Mitglieder arbeiten mit großem Engagement an diesem Ziel. Jeder kann sich von den hervorragenden Naturfotos der Mitglieder auf unserer Homepage aber auch unseren Ausstellungen überzeugen.

Armin: Welche Rolle spielt für dich das Naturfoto-Team Limes, was begeistert Dich daran?

Manfred: Das Naturfoto-Team spielt für mich eine große Rolle für meine Art wie ich Naturfotografie sehe und erleben möchte. Nicht eigenbrötlerisch, alleine, verschwiegen die Natur und mögliche Motive zu erkunden – so sehen uns viele Zeitgenossen – sondern gemeinsam an den wunderbaren Momenten in der Natur teilzuhaben. Das war bereits als junger Mensch mein Ziel. Jedes Mitglied des Teams hat eine eigene Sichtweise und Herangehensweise. Ich finde es sehr spannend mit allen darüber zu diskutieren und zu „fachsimpeln“. Das liebe ich und begeistert mich an unserem gemeinsamen schönen Hobby.

Armin: Der Limeshainer Naturfoto-Treff hat nächstes Jahr 10-jähriges Jubiläum. Was planst Du für die Zukunft?

Manfred: Das 20-jährige Jubiläum. Aber Spaß beiseite, ich bin mit der Ausrichtung des Naturfoto-Treffs, wie er sich im März 2012 darstellte, sehr zufrieden. Alle Teilnehmer, die sich bei mir persönlich verabschiedeten, haben uns eine hervorragende Qualität und professionelle Abwicklung der Veranstaltung bescheinigt. Alle Firmen, die sich mit dem Verkauf von Geräten oder deren Präsentation beteiligten, haben die erneute Teilnahme für 2013 zugesichert. Auch die Vorträge für 2013 stehen bereits. Ich freue mich sehr dass alle Referenten, die ich bisher angesprochen habe gerne zu uns kommen, einige bereits mehrfach. Das lässt mich zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Armin: Danke für das Interview.